exposition corps: reviews

Kurier

Saskia Hölbling betritt den weiß ausgekalkten Raum 1020. Zum augenblicklich niederprasselnden Sound von Elektroniker Heinz Ditsch, der sich später nur punktuell und dann feinnervig zuschaltet, setzt die große, kräftige Performerin in BH und Unterhose zur „exposition corps“ an. Dreißig Minuten lang stellt sie weniger ihren Körper aus, sondern malt und bildhauert vielmehr Körper-Bilder und Skulpturen auf die Fläche und in den Raum. Das Ich betrachtet den Arbeitsraum sorgfältig, sobald die Gestalt von der Fläche abgetreten ist, um bei der Rückkehr auf das Gestaltungsfeld wieder zu verschwinden. Stringente Körper-Akt-Kunst. Die „Malerin“ ist ihre Modelliermasse.

Andrea Amort


Saarbrücker Zeitung

25 brennende, konzentrierte Minuten lang Befreiung vom Geschwätz unserer Zeit. Ein kleines weißes Podest im schwarzen Raum, drei Scheinwerfer, zum Schluss hin minimalistische Klänge: Knochen-Knacken-Techno? Eine Frau stellt sich aus. Nein: ein Körper. Zu besichtigen ist eine Muskel-Skulptur. In Bewegung, ganz langsam, modelliert durch Licht. Ein durchtrainierter Rücken, abgeknickte Gliedmaßen, ein zögernd sich aufstülpendes Hinterteil, der Kopf immerzu unter dem Rumpf versteckt. Der Mensch als organische Materie? Ein Kriechtier, mal Insekt, mal Schnecke. Zugleich ein Kunst-Produkt: eben das, was die österreichische Choreografin Saskia Hölbling aus sich selbst formt. Ihr Body-Work erzählt von der unermesslichen Freiheit – der Muskeln und ist in all seiner formalen Strenge eine assoziationssatte Reise zur Farbe des Fleisches. Leuchtend blass.

Cathrin Elss-Seringhaus


Der Standard

Es lassen sich Geschichten ablesen, Erlebnisse, die in der kontrolliert eingesetzten Motorik und Gestik wiederkehren. Gleichzeitig analysiert Saskia Hölbling, verlässt diesen Ort der Rückschau, um von außen das Feld der Meditation zu betrachten und sich erneut der physischen wie psychischen Erfahrung zu stellen. Dreißig Minuten totaler Einsatz, der mit Spannung zu verfolgen ist.

Ursula Kneiss


Die Presse

Saskia Hölbling, zu internationalem Ruf gelangte heimische Tanz-Avantgardistin, liegt in Unterwäsche gekleidet, zusammengekauert auf der Bühne. Sie begibt sich auf die Suche - nach dem Gedächtnis, dem geistigen und psychischen Erinnerungsvermögen. Gekrümmter Rücken, auf den Kopf gestellte Balance, sich vorsichtig in die Umwelt tastende Gliedmaßen, nervös tänzelnde Zehenspitzen - der Körper hat viele Erinnerungen. Gute. Schlechte. Pränatale. Brutale. Sanfte. Erotische. Hölbling lässt das Geschehene abermals in ihre Muskeln fahren, weckt Bilder - eigene, längst vergessene Bilder, die auf der Bühne Fleisch werden.

Isabella Wallnöfer